Samstag, 31. Mai 2008

Woche 7 OS: Ein Teufel und ein Tankini

Auch an diesem Sonntag lief die Gerüchteküche wieder heiss, wann und ob irgend eine Übung stattfinden würde. Schlussendlich waren wir uns nicht einige, doch viele glaubten den Worten eines Instruktoren der steif und fest behauptet hat, dass die grosse Übung Belzebub nicht stattfinden würde.
Ich für mich, war doch sehr skeptisch und so war ich auch nicht überrascht als wir um 3 Uhr geweckt wurden.
Schnell mussten wir ziemlich so alles in den Kampfrucksack wursteln was so platz hatte und schlussendlich noch den Schlafsack draufbinden. Unsere Freude war riessig. Aber eigentlich hätten wir den Braten ja schon von weitem riechen müssen. Wenn auf dem Wochenprogramm steht: "Ausgang im Klassenrahmen", dann muss da ja wohl was faul sein.

Doch anfangs sah die Übung noch ziemlich ok aus. Wir verschoben mit dem Duro in Richtung Mont Vully. Am Fusse des Hügels erwartete uns aber leider schon ein Lastwagen mit unsere Fahrrädern.
Unser Klassenlehrer war bester Laune, für mich ein klares Indiz, dass die Übung ziemlich lang und hart wird. Er hatte sichtlich seine Freude und witzelte fröhlich mit uns rum.
Inzwischen starteten wir mit dem Einzelzeitfahren den Mont Vully hoch... Ach wie ich Fahrradfahren doch hasse. Und dann erst noch mit der Überdimenssionalen Packung vorne drauf. Eine wahre Freude.
Doch irgendwie habe auch ich noch mein Fahrrad den Berg rauf gebracht und kam im strömenden Regen oben an.

Wir verbrachten dann einige Zeit um die Festungen des Mont Vully und fuhren alle wichtigen Punkte ab.

Einige von uns waren da immer noch zuversichtlich, dass der Ausgang stattfinden sollte... Und so radelten wir fröhlich auf dem Röstigraben hin und her. Möglichst darauf bedacht, dass auch ab und zu uns ein schöner Hogger im Weg stand... In den Pausen verbrachten wir unsere Zeit mit Entscheidungsfindungsübungen. Irgendwann hiess es dann plötzlich: "Rüegg sie sind Zugführer. Stellen sie ihre Truppen so auf wie sies in ihrem Entscheid vorgegeben haben." Und dann gings los mit dem Fahrrad verschoben meine Gruppen in Stellung und verschanzten sich dort. Ab und zu als ich keuchend den Berg hinauf trampelte hörte ich ein unglaublich unterstützendes: "SCHNELLER, RÜEGG" durchs Funk. Hätte ich doch meinen Hass für den Drahtesel (oder Panzerstahlesel) weniger öffentlich kundgetan...

Ja auch irgenwann neigte sich dieser Tag zu ende und wir bezogen einen Bereitschaftsraum, oh wunder irgendwo auf einem anderen Hügel in einem 1.Weltkriegsbunker. Naja, wenigsten ein Dach über dem Kopf. Und zum Essen gabs Dosenjohnny. Endlich, jetzt bin ich doch schon mein halbes Leben (oder so kommts mir vor) im Militär und hatte noch nie die Gelegenheit den sagenumwogenen, deliziösen, Chilli Con Carne aus der Dose zu probieren. Und er schmeckte wirklich gut. Ich weiss nicht ob es einfach am Hunger lag oder sonst an irgendwas. Aber ich hatten ihn wirklich gerne.

Dann gings auch bald wieder ins Bett, aber natürlich hatte ich wiedermal die Beste Wache. Mitzt in der Nacht. Naja egal. Müde, standen wir nach ca 1.5 Stunden schlaf auf und machten uns auf dem Weg zur Wache. Nach etwa 15 Minuten wache schieben fiel uns auf, dass wir ja das Gewehr im Schlafschlag vergessen hatten... Sehr elegant... Naja, da half nichts, zurück und das Schiesseisen holen. Die Wache war auch wirklich ereignisreich. Nicht mal ein Eichhörnchen oder sonst ein Tier liess sich blicken.
Das Wecken der nächsten Wache war dann auch ziemlich witzig. Mir wurden schon lange nicht mehr so viele Fluchwörter an den Kopf geworfen. Es brauchte auch etwa 3 Anläufe bis sie aus dem Schlafsack waren. Aber mir wars egal, denn schon einige Minuten später kroch ich in meinen wunderschön warmen Schlafsack und schlief unglaublich gemütliche 2 Stunden bis um 4 Uhr ein Instruktor uns weckte... Bereit in 20 Minuten... Meine Einwände, dass es keinen Bereitschaftsgrad gäbe, der Bereitschaft in 20 Minuten voraussetze verhalte zwischen den Bäumen.
Dann kam wohl einer der brutalsten Tage meiner Militärkarriere. Fahrradfahre, Lastenmarsch mit dem ganzen Material, Bootfahren, wieder Laufen. Wenn ihr mal Zeit habt, geht nach Fribourg und wandert was Valé du Gotteron rauf. Ist wirklich eine schöne Gegend. Der wunderebare Aufstieg über die glitschigen Treppen kommt einem auch gar nicht so schwer vor wenn man nicht tonnenweise Material auf dem Rücken tragen müsste...

Die Ostschweizerfraktion hatte auch noch eine Showeinlage parat. Ca 1 km nach Ablaufen des vorhergehenden Posten, merkte er, dass er sein Gewehr mitten in Fribourg vergessen hatte. Da gabs also nichts, als zurückrennen und es holen. Die Instruktoren schaften es anschliessend mit Übungen wie Gewehr über den Kopf halten oder Gewehr nie abziehen, dass er es nie mehr vergessen würde...

Ob gabs anstatt der erhofften Pause ein weitere Marsch. Zum Glück nur 15 Minuten lang. Leider hatten wir die Zeitlimit nicht erfüllt und so mussten wir unseren Schlafsack, denn wir dankend abgegeben hatten wieder fassen mussten. Zum Glück gaben sie uns auch gleich den Drahtesel zurück und eine Pause von sage und schreibe 20 Minuten wurde uns auch gewährt. Zusätzlich gab es einen leckeren Gestampften mit einem Päckli Ovosport! So fein...

Doch all zu bald war die Pause vorbei. Und wir erschraken alle als wir das nächste Ziel hörte. Die Halle A auf dem Waffenplatz Thun. 50km.... Ach du meine Fresse. Ich war zum Glück noch einigermassen bei einander. Bei anderen sah es da anderst aus. Sogar unsere Spitzengrenadiere kamen langsam an ihren Anschlag und fingen an zu fluchen. Doch es gab nicht... Auf die Strasse und weg...
Und plötzlich gings hinab, in ein tiefes Tal... Leider ging es nachher auch wieder hinauf. 200 Höhenmeter in ca. 2km... Da war stossen angesagt... Schmerzverzerrte, verschwitzte Gesichter wo man nur hinsah. Etwa in der Mitte stand ein Adjudant der mich netterweise darauf hinwies, dass ich nicht weitermachen müsste. Es zwinge mich keiner. Doch Aufgaben ist ja schliesslich keine Option und so gings weiter. Oben zündete er mich nochmals an. Irgendwie hatte er Freude daran gefunden, hatte wohl das Gefühl das er mich so zu Boden bringen könnte. Aber solche Sprüche findet man mit der Zeit nur noch lächerlich.
Ich konnte es dann auch nicht lassen, meine etwas schnelle freche Zunge freien lauf zu lassen. Worauf er dann nur fand, dass ich auch das Fahrrad abgeben könnte und die Strecke laufen darf. Sehr freundlich von ihm :-D, dass er es dann doch nicht gemacht hat.
Ja und so gings langsam weiter Richtung Thun... Und nach etlichen Krämpfen und einem Kotzenden Kameraden der leider aufgeben musste, kamen wir in dann auch an.
Viele von uns dachten wirklich es sei jetzt fertig... Für mich war eigentlich von Anfang an klar, dass es noch weiter gehen würde. So gut kenne ich unseren Klassenlehrer doch langsam. Psychologische Kriegsführung par exelance.
Die Nachricht, dass es noch weiter gehe vertrugen 2 Kameraden überhaupt nicht gut. Und sie sackten zusammen und einer musste unter brutalen Krämpfen ins Spital geliefert werden.
Lustig war auch der Wortwechsel zwischen dem sich am Boden wälzenden Aspiranten und dem Adjudanten.

Adjudant: "Haben sie Kalt? Haben sie Heiss?"
Aspirant: "Mittel"
Adjudant: "Wie bitte?"
Aspirant: "Mittel"
Adjudant: "Was für Mittel bruched er?"
Aspirant: "Nei, Mittel"
Adjundant: "Ja was den für Mittel???"
Aspirant: "Nei... denk mittel chalt."

Während der Kamerad im MZR sich versorgen lies, stiegen wir auf unsere Fahrräder und machten uns auf den Weg auf Uebeschi.
Doch was war das? Verschwommen sah ich unseren Klassenlehrer vor der Panzersappeur Arena stehen... Was wollte er da? Etwa mir wieder sagen, dass ich zu langsam sei ;-)? Nein er winkte uns herein.
Was? Ein gedeckter Tisch? Eine Grillade? Für uns... Phu was für ein Abschluss. Die Übung "Belzebub vs. Luzifer" war zu Ende. Glückliche Gesichter. Aspiranten die sich gegenseitig Gratulierten. Es war geschafft. Die Übung von der Aspiranten der letzten Schule uns mit angsterfüllten Worten erzählt hatte, war hinter uns.
Genüsslich tranken wir ein Bierchen und erzählten uns unsere Erlebnisse auf der Übung. Was für ein Wochenstart.
Übung "Tankini" - Wie sich Globi den Krieg vorstellt...
Jawohl, so haben sich doch einige Leute den Krieg vorgestellt. Die Übung Tankini stand an, anfangs hatten wir noch etwas Angst, dass wir wieder irgendwelche idiotischen Berge hinauf Laufen müssten, doch diese Angst wurde uns bald genommen.
Tankini war eine Panzerfahrschule ohne taktischem Rahmen. Wir fuhren mit dem Schüpa und einem Leo auf den Gurnigel übernachteten dort und am nächsten Morgen gings wieder runter.
Oben auf dem Berg, gab es Ghackets mit Hörnli die der Meisterkoch (ich) über dem Feuer zubereitete. (Dabei mussten ca 5 Gamellen dran glauben, die wohl nie mehr sauber werden...). Die Zeit vertrieben wir uns, mit wichtigen Sachen wie: Feld-WC des Schüpas ausprobieren, Stacheldraht-Übergumpis (bei der sich ein Roman ziemlich verwickelte :-)) und uns Gegenseitig über die wunderschönen Erlebnise beim Scheissen in der freien Natur mitzt auf dem Gurnigel mit schönster Aussicht erzählen.
Ich für meinen Fall hatte mich genüsslich an einen Baum gelehnt, als da plötzlich ein Spatziergängerin vorbei kam. Sie schaute mich etwas verdutzt an, ich grüsste freundlich und sie ging weiter. War ihr wohl mehr peinlich als mir. Auch der Herr aus der Ostschweiz hatte zu kämpfen, so kam ihm sein Kombi zwischen Stuhlgang und Waldboden. Die Freude war riessig und wir mussten die Plätze auslosen, wer anschliessend neben ihm schlafen müsste.
Wie man ein Befehl formuliert
Unglaublich, aber unser Adjudant erlaubte uns auch für ca 1 Stunde in die nahegelegene Beiz zu verschieben und uns dort eines kühlen Blonden zu erfreuen und ein feines Glace zu schlecken. Der eingesetzte Zugführer formulierte dann auch einen Befehl für den Aufenthalt im Restaurant: "Also... wir können jetzt noch für ca. eine Stunde da ins Restaurant gehen ich werde sicher hier bleiben und ich fände es toll wenn sonst noch wer hierbleibe würde."
Gut, er genoss dann eine Stunde alleine auf dem Berg. Aber ja, auch aus solchen Situationen lernt man, wieso man einen richtigen Befehl macht :D
Gute Nacht
Und dann konnten wir auch bald schlafen gehen, ich gehörte zum Fahrdet. und musste somit 6 Stunden schlafen, für einmal keine Wache... Genüsslich rollte ich mich in den Schlafsack ein und schlief die ganze Nacht durch. Am nächsten Tag, gings dann bald wieder nach Hause und ab in den verlängerten Urlaub... Ja so stellt sich sicher Globi den Krieg vor.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Herrlich geschrieben wie immer :)

War das jetzt die grosse UO Übung? Oder gibt es jetzt noch den 100 km Marsch?