Montag, 31. März 2008

Der Of-Lehrgang

Endlich melde ich mich aus der Versenkung zurück um euch einen ultimativen, übersichtlichen und haargenauen Bericht über den Of-Lehrgang in Bern zu schreiben. Natürlich alles exklusiv rapportiert von unserem Sondergeheimreporter.

Einrücken, Fahnenübergabe, etc.
Ich rückte am Montag ordnungsgemäss ein. Das ganze Gepäck im Schlepptau. Bei der Kaserne Bern angekommen, hatte ich zuerst mal den Anschiss. Da ich der einzige der Panzertruppen in meiner Klasse war. Und somit kannte ich kein Schwein. Aber ja, natürlich konnte ich mich auch darüber freuen, dass die Leuten genau das Dokument wollten, dass ich zuunterst in meiner grossen Tasche verstaut hatte. Machte mir spezielle Freue meine Unterhosen auf dem ganzen AV-Platz zu verteilen um das Papier zu finden.
Als dann alles geklappt hatte und wir unsere Zimmer bezogen hatten (Bei mir gabs zwischen Füsilier, Fliegersoldat und Artillerist alles), wurden wir von unserem Kommandanten begrüsst. Die Einheit Wille in der ich eingeteilt war, ist eine von drei Einheiten. Zwei Deutsche (Herzog und Wille) und ein Russ (Guisan).
Was "speziell" am ganzen Morgen war, wir machten eine offizielle Fahnenübergabe. Dies war für alle neu. Man stolziert in 4er Kolonne auf den AV-Platz geführt durch den Zugführer (in unserem Fall der Klassenlehrer) dort marschiert der Feldi mit der Fahne von Links nach Rechts, der Kommandant grüsst das Feldzeichen während im Hintergrund die Militärmusik den Fahnenmarsch spielt. Zum Schluss singt man dann noch die Nationalhymne und fertig ist der Zauber. Traditionen sind ja schliesslich da um gewahrt zu werden.

Klassenlehrer: E hüere geyle Siech
Unser Klassenlehrer, war nicht ein "normaler" Klassenlehrer, sondern ein Schüler der Militärakademie, welcher bei uns sein Praktikum absolvierte. Im Rang war er Kadi und im Herzen ein Walliser. Er verstand sich auch darin sehr sehr schnell zu sprechen! Die ersten zwei Tage verstand man ihn also nur wenn er in Schriftsprache sprach. Das schnelle Wallisertitsch war einfach zu viel für uns.
Trotzdem ist er ein ziemlich guter Lehrer (hat auch Erfahrung, war Geschichtslehrer am Gimi), er wusste uns zu packen mit witzigen Pointen, Frechen Sprüchen und YouTube Videos. So hatte er auch ein ziemlich guten Gespür wer Müde war und wer nicht. Er wies die Müden aber nicht zurecht sondern wusste es mit gezielten Sprüchen sie wieder mit zu reissen. 

Wer hat meine Schuhe geputzt???
Nicht schlecht Herr Specht dachte ich mir, als ich eines Nachmittags an meinem zweiten Paar Schuhe vorbeischlenderte. Die waren doch wirklich geputzt. Unglaublich, das süsses Offiziersleben hat mich eingeholt ;-) Auch das Essen war unglaublich man bekam immer zwei Menus am Mittag und eine Cola dazu. Am Morgen gabs immer Aufschnitt, Käse, Orangensaft und Kaffee aus der Espressomaschine. Ausserdem hatte es ein Fernsehzimmer, dass nach der Arbeit immer rege genutzt wurde. Hotel Bern welcomes you :-) :-)

Führungsausbildung
Ein grosser Teil der vier Wochen war dazu da, uns in der Führungsausbildung zu fördern. So lernten wir den Führungsrythmus kennen und mussten unendlich viele mal die Lage beurteilen. So konnten wir das ganze auch in praktischen Beispielen üben. Wir mussten zB einen eingekesselten Zug retten und die Verletzten weg bringen. 
Für mich war die Aufgabe als Kampftruppler kein Problem. Doch einige hatten so ihre liebe Mühe. Einige ganz kreative Sanis zB. glaubten daran, dass sie mit einem Zug im Unbebauten Gebiet ein Ablenkungsmanöver machen könnten, währen das unbewaffnete ungeschützte Sanifahrzeug quer durchs Krisengebiet fährt. 
Aber ja ein Sani will halt Kundschaft in seinem Feldlazarett und drum war wohl diese Idee auch gerechtfertigt...

Unser Kommandant
Die Lehrgangseinheiten wurden nicht wie in der RS oder UO durch einen Hauptmann geführt. Chef war ein Kommandant. Wenn man ihm einen Anhängsel geben müsste wie bei Karl dem Kühnen. Dann würde er Wohl Peter der Sanftmütige getauft. Er zeichnete sich dadurch aus, dass seine Zusammenschisse etwa so tönten: "Schämed nech, Schämed nech würkli" und sein Befehl "Setzen" so war: "Lehrgangsejnhejt liisslig Platzneh".
Auch seine Stimme war immer sehr ruhig und sanft. Für mich persönlich war dies kein Problem. Aber natürlich gibt es immer irgendwelche (meisstens Füsiliere...) die sich schon fast herausgefordert fühlen auch als Offiziersaspirant die Grenzen seiner Vorgesetzten auszulotten. Das führte schlussendlich dazu, dass wir die ganze dritte Woche kein Ausgang und ABV um 22:00 hatten, da sich einige nicht an die Vorgaben des Kommandanten über das Verhalten im Ausgang gehalten hatten.

Esercito oder so...
Irgendwie hatte unser Kommandant die vorliebe, jedem Unterrichtsblock einen italienischen Namen zu geben, das führte dazu, dass man dann nie wirklich eine Ahnung hatte was mir als nächstes machen.
Ein Höhepunkt des Of-Lehrgang war wohl der Besuch in Thun. Jetzt fragt ihr euch sicher wieso wir einen Besuch in Thun machen, denn von da komm ich ja. Wir konnten dort einen ganzen Tag die Leistungen der Teilstreitkraft Heer betrachten. Und vor allem die wunderschönen Schützenpanzer sowie die Oltimer auch bekannt unter dem Namen Leopard Zwo. Natürlich konnten wir auch eine Panzerfaust in die Hand nehmen, eine Pumpgun durchladen (Nennt sich zu Deutsch Allzweck gewehr :-P) auf einer Panzerhaubitze rumklettern (das sind die mit dem längsten Rohr (bitte nicht falsch verstehen)) und bei den Übermittelern reinschauen wie sie den so ihre Antennen aufstellen. 
Fazit: Man bin ich froh, hab ich den richtigen Job im Militär erwischt. Es gibt wohl nur wenige Jobs di so interessant und spassig zu gleich sind. Zum Schluss gabs noch eine Vorführung der Panzer in der Moorlandschaft. Natürlich kamen die meissten nicht aus dem staunen raus, als der Schüpa und der Leo mit 50km/h sich durch den Dreck kämpften. Von mir gab es nur ein müdes Lächeln und die Hoffnung, dass ich bald selber wieder hier cruisen darf...
Trotzdem muss man sagen, war der Fahrer des Schüpas eine ziemliche Memme... Der hat sogar gebremst als er über den Hamburgerhill brauste...

Führung? Nie gehört
Da Thun ja meine Homebase war, wurde ich vom Kommandanten als Detachementchef ausgewählt. Ich hatte die Ehre die Klasse den ganzen Tag rum zu führen. Und dabei fiel mir das erste mal die wirklich grossen Unterschiede in der Grundausbildung der verschiedenen Truppengattungen auf. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass wenn man etwas macht, dann macht man es richtig. So habe ich zB gelernt, dass man Verschiebungen prinzipiell immer im Gleich- oder Laufschritt macht. Alles andere sieht nach Wandergruppe Hintergümligen aus. Auch habe ich gelernt, dass während einer Verschiebung nicht geschwatzt wird. Naja, der wilde Haufen liess sich dann aber doch noch bändigen. Und da es nicht an mir lag ihnen zu zeigen wie man richtig verschiebt, war es ja eigentlich egal. 
Etwas ziemlich witziges ist dann aber doch noch passiert: Um 10:00 hatten wir 20 Minuten Pause. Es hatte irgendwo auf dem Platz eine kleine Kantine. Diese war natürlich genau am andern Ende des Platzes als wir waren. Damit also nicht allzu viel Pause verloren ging, liess ich die Gruppe im Laufschritt verschieben. Als ich nach der Strecke (ca. 300 Meter) war ca noch 3/4 der Gruppe da. Alle andern haben schon schlapp gemacht... Und ich dachte immer ich sei Unsportlich, aber da gab es noch ganz andere Kaliber bei den Logistikern, Fliegersoldaten und ABC Truppen...

Aeronautica
Wie viele von euch wissen, besteht die Armee nicht nur aus den Bodentruppen, neben dem Fussvolk gibt es auch noch eine Luftwaffe. Die Möglichkeiten dieser konnten wir uns an einem Tag in Meiringen zugute führen.
Die Verschiebung erfolgte (wie nach Thun übrigens auch), hinten auf einem Lastwagen. Man sitzt da zusammengepfercht in 5 Reihen im Schoss des Vordermann. Diese Transportmethode hat den Vorteil, dass man ziemlich viele auf so einen Lastwagen bringt, vom bequem kann aber keine Rede sein. Irgendwie gelang es mir dann aber doch einzuschlafen (der Wollensau sei dank) und ca. eine Stunde später kamen wir in Meiringen an.
Dieser Tag war für mich einer der spannendsten, da ich vom Heer bin konnte ich hier viel lernen und es gab auch viel zu bestaunen. Super Pumas, Cougar, Alouette, FA18, Rapier, MIKA, Fallschirmaufklärer und die Drohne wurden uns gezeigt. Zum Schluss gab es noch eine Flugshow. Wirklich eindrücklich, was so ein Super Puma alles kann. Und auch die FA18 gehen ziemlich ab. Heimlich haben wir alle gehofft, dass die Flugzeuge noch schnell bei Franz Weber übers Dach fliegen und dort den Nachbrenner zünden.
War das jetzt böse? Nehhhhh....

Ein scharfes Maul
Jede Woche hatten wir einen Test im Computerraum, Aufpasser war immer der gleiche Oberstleutnant. Er viel vor allem durch seine Sprüche auf welche sich prinzipiell unter der Gürtellinie ansiedelten. So sagte er einem Kameraden: "Sie sind wohl in der zweiten Klasse stehen geblieben!"
Was Antwortet man darauf? Die Antwort:
Büro: "Wie bitte? Ich hab mich da glaube ich verhört?"
Privat: "Naja lieber i de zweite Klass stah bliebe als mit 40i e Glatze"
Strassenslang: "Wotsch eis id Fresse man!"
Militärisch: "Hier, verstanden"
Tobys Antwort: "Dann habe ich ja die beste Voraussetzung um Berufsoffizier zu werden."

Zum Glück hat er mir das nicht an den Kopf geworfen. Sonst währs wohl übler für mich rausgekommen. 

Ein Spruch von ihm muss ich aber auch noch hier zitieren: "Lieber e Tochter im Puff als en Sohn bi de Logistik!"

Kommunikation & Konfliktmanagement
Zu den spannendsten Unterrichtslektionen gehörten definitiv die ZIKA Stunden (Zentrum für Information und Kommunikation). Wir wurden da von ausgebildeten Trainern gecoachet. Der Unterricht war dazu da, unser Kommunikationsverhalten zu analysieren und zu verbessern. Spannend  war dies vor allem, da man kleine Gruppen hatte, und so die Möglichkeit bestand sich etwas näher kennen zu lernen.
Man konnte auch ziemlich schnell aufdecken wer schlecht Kritik vertragen konnte und wer sehr gut darin war diese auszuteilen (meissten sind das die gleichen Person zu deutsch auch Besserwisser). Wir hatte auch einen sehr intressanten Fall in der Gruppe, ich würde ihn als Aufbrausend beschreiben. Jedesmal, wenn er nicht ganz deiner Meinung war sagte er es dir ziemlich deutlich. Was zeitweise zu Unstimmigkeiten in der Gruppe führte. 
Manchmal ist es dann spannend ihm einfach nicht zu antworten oder ihn zu ignorieren. Das macht ihn dann fast noch aggresiver, aber die Situation wird um so witziger :-P 
Trotzdem bin ich dann etwas erschrocken, dass genau der die beste Abschlussnote der Gruppe bekam. Es zeigt mir wieder mal, dass im Militär eine grosse Klappe meistens mehr bringt, als das auch was konstruktives dabei heraus kommt...

Die "praktischen" Übungen
Nachdem wir den Führungsrythmus intus hatten ging es nun darum, diesen auch anzuwenden. Dazu hatten wir einige praktische Bsp. Wir fuhren also ins Gelände und mussten nacheinander einen Bereitschaftsraum, eine Raumsicherung und eine Sperre errichten. Prinzipiell war aber nicht sehr viel praktisches dran, ausser, dass wir an den entsprechenden Ort gefahren sind und dann dort das Blatt der Entscheidungsfindung ausgefüllt hatten. Natürlich war es genau an diesen drei Tagen sau kalt, dass man sich vom ewigen Rumstehen den A. gehörig abfrohr. Aber ja schlussendlich war es doch spannend, so eine Situation im Gelände anzuschauen. Auch wenn man die Sperre, inkl Panzersperren, Richtladungen und Maschinengewehren nicht aufbauen durfte. Naja, aber vielleicht war das auch besser so, weiss ja nicht wie das rausgekommen wäre, wenn ein Sani das ganze aufgestellt hätte :-P

Storia: Unser Tag...
Eines der grösseren Projekte, welches wir über die ganze Zeit verfolgten war das Geschichtsprojekt Storia. Dazu wurden mussten wir in Gruppen ein Projekt zu einer militärischen historischen Begebenheiten präsentieren. Murten, Neuenegg und Mon Vuie (oder so ähnlich) waren die Orte. Geschichtskenner werden jetzt natürlich genau wissen, was sich an diesen wichtigen Orten abgespielt hat. Für alle anderen gibt es Wikipedia. ;-) Das ganze sollte an einem Tag präsentiert werden. An diesem Tag fuhren wir an die besagten Orte, wurden über den geschichtlichen Hintergrund aufgeklärt und mussten eine Entscheidungsfindungsübung machen.
Ausserdem bekamen wir einen Knigge Kurs, (was für die einten wohl bitter nötig war) und bekamen einen Spezial Event zu gemüte geführt. Als Special Event konnten wir eine Brauerei besuchen und anschliessend auch ein Bier degustieren (dazu musste extra eine Bewilligung beim Kommandanten der Schule eingeholt werden). 
Ein fast gelungener Tag, währe das Wetter nicht so saukalt gewesen. 
Witzig war nur, dass die Klassenlehrer und Kommandanten immer von "UNSEREM" Tag gesprochen haben, da wir ihn von a bis z selber planen mussten. Unser Tag war dann aber gar nicht so spektakulär wie man sich, dass so vorstellt. Denn die meisste Zeit war man in der Vorbereitung einer Entscheidungsfindung und nicht am Bier degustieren in der Brauerei...

Referenten
Ab und zu besuchten uns auch externe Referenten. Unter anderem ein SVP-Nationalrat. Dieser Vortrag war wohl einer der unterhaltsamsten. Nicht weil der Politiker etwas sinnvolles brabelte. Sondern weil es witzig war mal so eine SVP Meinung zu hören und zu merken wie verquer so ein SVP Denken manchmal ist. So wollte er das Geld welches die Armee mehr benötigte bei "der Calmy-Rey abzwacken", denn die fliegt da die ganze Zeit mit ihrem Bundesratsjet durch die Gegend, weil grad kein Linienflug fliegt zur passenden Zeit. Und das arme VBS muss für die Sicherheit sorgen. Ist das nicht eine Schweinerei??? Doch Doch,  und darum soll sie das jetzt gefälligst selber bezahlen. 
Aber nicht nur da zockt uns di Calmy ab, nein nein es kommt noch schlimmer. Das VBS muss auch dafür blechen, dass irgendwo auf der Welt Minen geräumt werden. Und dass sei ja im Ausland also müsse dafür auch die Calmy dafür aufkommen (am besten noch mit ihrem eigenen Lohn :-P).
Wisst ihr was das traurigste an der Sache war? Es gab doch wirklich irgendwelche Pappnassen, Zivilisationsversager und Turnbeutelvergesser die so ein Scheiss noch glauben.  
Am besten nehmen wir der Calmy-Rey ihren Flieger weg, und lassen sie ab jetzt nur noch Economy mit Easy-Jet fliegen, aber nur wenn sie genug früh bucht. 
Aber eigentlich währe es ja wohl auch angebracht, dass jedes Reiseziel und die entsprechende Garderobe vorher von einer Komission besprochen wird, dass auch ja nichts schieff geht. Ich meine wer will schon Ausländer die sich in fremden Länder anpassen und aus Respekt vor der Kultur ein kleines unscheinbares Kopftuch tragen. 
Aber ja gewisse Parteien waren wohl schon immer mehr begeistert davon Leute rauszuschmeissen als sie sinnvoll zu integrieren.
Hmm... also liebe Leser, es tut mir leid, ich bin jetzt gerade etwas zu politisch geworden. Ich wollte euch eigentlich nur zeigen, wie einige Politiker einer gewissen Partei angehören argumentieren. 

Der Of-LG Zusammengefasst
Zum Schluss muss ich sagen, war der Of-LG ziemlich lehrreich. Man hatte genug Möglichkeiten den Führungsrhythmus zu üben und wurde auch immer durch spannende Referate unterhalten. Einziges Manko: Fast kein Sport. Nicht weil ich das unglaublich gerne mache, sicher nicht. Sondern weil nach meinen Ferien die OS folgt. Und wenn man da nicht ausreichend fit ist, ja dann wirds hart...


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super Bericht. Unterhaltsam und sehr gut geschrieben wie immer.

Wenn du dann mal Lt bist kannst du Wulli oder Matusovic ablösen ;)

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Webmaster.

Gruss Nanna